Fachartikel

Strategische Ansätze zur langfristigen Bankenausrichtung

NEWS 02/2024

Ausgehend von zunehmender Unsicherheit, Unstetigkeit, Komplexität und Mehrdeutigkeit in der Branche Banking stehen insbesondere Finanzdienstleistungsunternehmen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell strategisch zu validieren und ihre Bankenausrichtung gegebenenfalls anzupassen. Dieser Artikel zeigt strategische Ansatzpunkte und eine Lösungsmöglichkeit.

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Strategische Ansätze zur langfristigen Bankenausrichtung, NEWS 02/2024

Einführung

Ausgehend von einer sich immer schneller wandelnden „VUCA-Welt“, die von Unstetigkeit (volatility), Unsicherheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) geprägt ist, stehen insbesondere Finanzdienstleistungsunternehmen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell strategisch zu validieren und gegebenenfalls neu auszurichten.

Trotz dieser Anpassungsnotwendigkeit lassen sich die Effekte einer Geschäftsstrategie nur indirekt quantifizieren, sodass insbesondere Finanzdienstleistungsunternehmen ihre Projektbudgets eher in regulatorisch geforderte Umsetzungsprojekte oder in ihre IT-Landschaft investieren.

Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über aktuelle Ansatzpunkte zu geben, um hierdurch ein Grundverständnis für die Definition eines strategischen Ansatzes zu schaffen.

Mögliche strategische Ansatzpunkte

Nichtsdestotrotz beschäftigen sich diverse Banken in regelmäßigen Zyklen mit der zukünftigen Ausrichtung ihrer Organisation. Entweder ausgehend von regulatorisch geforderten Aspekten, wie etwa im Kontext ESG, sprich einer Nachhaltigkeitsdebatte, oder proaktiv, um langfristig ihr Geschäftsmodell zu festigen beziehungsweise zu erweitern.

Auch wenn die Überarbeitung einer Gesamtstrategie häufig nicht im Unternehmensfokus steht, zeigt das Nachhaltigkeitsbeispiel, dass diverse Themen häufig eine strategische Gesamtrelevanz aufweisen.

Im Zuge der Ansatzpunkte für ein strategisches Maßnahmenpaket ist zu unterstreichen, dass diese in der Regel institutsindividuell zu betrachten und zu analysieren sind. So lassen sich Ansatzpunkte nach externen und internen Faktoren clustern. Aus Sicht des jeweiligen Finanzdienstleistungsunternehmens ist es relevant, den Impact der jeweiligen Faktoren inklusive des darauf aufbauenden Projektportfolios auf die Geschäftsstrategie mindestens einmal jährlich zu validieren.

Nachfolgende Darstellung visualisiert ausgewählte Ansatzpunkte von strategischen Fragestellungen:

Ausgewählte Ansatzpunkte von strategischen Fragestellungen, Strategische Ansätze zur Bankenausrichtung, NEWS 02/2024

Begleitungsansätze zur Ableitung strategischer Fokusthemen

Im Kontext der Bearbeitung strategischer Fokusthemen bedarf es aus Finanzdienstleistungssicht zunächst der Festlegung eines Inhouse- oder Open-Ansatzes. Während der Inhouse-Ansatz den Vorteil einer langfristigen Know-how-Bündelung aufgrund der Linientätigkeit mit sich bringt, können mittels des Open-Ansatzes, also durch die Hinzunahme externer Unterstützung, Benchmark-Vergleiche beziehungsweise Branchenimpulse implementiert werden.

Hierbei kommt eine ganzheitliche Begleitung in Form von Managementsparring/-beratung über einen gewissen Zeitraum oder eine projektbezogene Begleitung, ausgehend von verschiedenen Anlässen, wie etwa der Fusionsbegleitung, Führungswechsel, Innovationsentwicklung oder der Personalentwicklung, infrage.

In diesem Kontext bedarf es ebenfalls einer Abgrenzung der Begriffe „Change“ und „Transformation“. Während sich der Begriff „Change“ auf eine einmalige Veränderung mit einem Anfang und einem Ende bezieht, beschreibt der Begriff „Transformation“ einen Prozess, der – einmal angestoßen – nicht mehr zum Stillstand kommt. Somit führen projektbezogene Change-Ansätze häufig zur Ableitung einer Transformation.

Ganzheitlicher Lösungsansatz

Im Zusammenhang mit Letzterem ist vorrangig die Definition der Ziele und des strategischen Rahmens essenziell. Damit sämtliche relevanten Aspekte rund um eine langfristige Transformation aus Bankensicht gelingen, bedarf es eines strategischen Rahmens, der die wesentlichen Maßnahmen entlang der Geschäftsstrategie fixiert.

In diesem Kontext ist hervorzuheben, dass die langfristige Unternehmensausrichtung mit einem Horizont von drei bis maximal fünf Jahren, die sogenannte Vision in Verbindung mit einem gesetzten Zielbild, die Ausgangsbasis für den Change-Prozess darstellt.

Zwar visualisiert nachfolgende Abbildung die wesentlichen Bearbeitungsdimensionen des Change-Managements, jedoch lassen sich diese nicht pauschal auf jede Ausgangssituation übertragen. Vielmehr müssen sie, ausgehend von dem jeweiligen Status quo, individuell abgeleitet werden.

Beispielhafte Darstellung der wesentlichen Bearbeitungsdimensionen des Change-Managements, NEWS 02/2024

Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung der wesentlichen Bearbeitungsdimensionen des Change-Managements (zum Vergrößern bitte anklicken)

Herausforderungen

Innerhalb der Ableitung eines Zielbilds sowie bei der Priorisierung der darauf aufbauenden Maßnahmen bedarf es klarer Verantwortlichkeiten sowie strategischen Weitblicks. Folglich ist hierbei vorrangig der Open-Ansatz zu empfehlen.

Trotz stringenter Ziel- und Maßnahmenableitung muss zusätzlich beachtet werden, dass die Umsetzung einen hohen zeitlichen Aufwand bedeutet. Dies betrifft maßgeblich die Unternehmenswerte und die dazugehörige Unternehmenskultur. Ohne Unterstützung und Commitment durch die Belegschaft können derartige Projekte scheitern.

Fazit & Ausblick

Finanzdienstleister sollten sich die Relevanz der strategischen Geschäftsausrichtung bewusst machen. Es reicht nicht aus, nur situativ – ausgehend von externen Faktoren – die Unternehmensvision zu plausibilisieren. Vielmehr muss eine eventuelle Neuausrichtung beziehungsweise Anpassung jährlich geprüft werden.

Ausgehend von der Marktdynamik durch regulatorische Veränderungen und/oder des gesellschaftlichen und technologischen Wandels sollten Banken insbesondere die Ausrichtung der Wettbewerber beobachten und mit der eigenen Ausrichtung abgleichen.

Philippe Krahnhoff

Dr. Philippe Krahnhof

verfügt über langjährige Berufserfahrung und gestaltet bei msg for banking im Bereich Strategy & Business Transformation die Zukunftsfähigkeiten von Banken mit. Neben der strategischen Ausrichtung liegt sein Fokus auf dem Change Management. Außerdem ist er als freiberuflicher Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management aktiv.

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