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Hybride Datenarchitekturen: „Bevor man über Lösungen spricht, muss man sich über den Weg Gedanken machen.“

NEWS 01/2025

Andreas Mach, Vorstand bei msg for banking, spricht mit Christoph Prellwitz, Chief Technology Officer von msg for banking, über das Thema hybride Datenarchitekturen, die im Transformationsprozess einer Bank eine immer größere Rolle spielen.

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Hybride Datenarchitekturen, Interview Christoph Prellwitz, Andreas Mach, NEWS 01/2025

Im Gespräch: Andreas Mach und Christoph Prellwitz über hybride Datenarchitekturen

Interview hybride Datenarchitektur, Mach-Prellwitz

Andreas Mach, Vorstand msg for banking

Andreas Mach, Vorstand bei msg for banking, spricht mit Christoph Prellwitz, Chief Technology Officer von msg for banking, über das Thema hybride Datenarchitekturen, die im Transformationsprozess einer Bank eine immer größere Rolle spielen.

Christoph Prellwitz erklärt, was sich hinter dem Begriff verbirgt, wie dieser Ansatz die IT in Banken verändert, welche Lösung msg for banking den Kunden bietet, welche Vorteile damit verbunden sind und vieles mehr.

Übrigens: Bei msg for banking duzen wir uns über alle Hierarchien hinweg und behalten dies auch bei unseren Interviews mit Kolleginnen und Kollegen bei.

Hallo Christoph, hybride Datenarchitekturen halten zunehmend Einzug in die Finanzindustrie. Was genau verbirgt sich dahinter?

Christoph Prellwitz: Eine hybride Datenarchitektur ist eine IT-Architektur, die verschiedene Arten von Datenplattformen und Tools integriert, sowohl lokal (On-Premise) als auch in der Cloud. Sie ist eine Antwort auf kontrahierende Anforderungen im Bereich der Datenspeicherung, wie zum Beispiel die Notwendigkeit, immer größere Datenmengen zu speichern und gleichzeitig die Abfragegeschwindigkeit zu erhöhen.

Hybride Datenarchitekturen haben sich im Zusammenhang mit Datenanbindung und Datenspeicherung etabliert und werden voraussichtlich auch in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen.

Was bedeutet das für unsere Kunden?

Unsere Kunden kommen meist von On-Premise-Lösungen und überlegen, wie sie am besten in die Cloud kommen. Das muss nicht immer mit einem „Big Bang“ passieren.

Kunden lösen ihre Architektur vielmehr sukzessive ab und gehen schrittweise in die Cloud. Teilweise läuft die IT noch bei ihnen lokal, teilweise schon bei einem Hyperscaler wie AWS oder SAP oder Google.

Christoph Prellwitz

Christoph Prellwitz, Chief Technology Officer, msg for banking

Das stellt sie natürlich vor Herausforderungen. Sie müssen sich um das Thema Auslagerung zu einem Cloud-Anbieter kümmern, und sie müssen sich vor allem um die IT-Strategie in ihrem eigenen Haus kümmern.

Und dazu kommen dann noch regulatorische Anforderungen, die Banken berücksichtigen müssen.

Was sind in diesem Kontext die Vorteile einer hybriden Datenarchitektur im Vergleich zu der klassischen herkömmlichen Architektur?

Vorteil ist hier eigentlich nicht der richtige Begriff. Es ist eher ein „notwendiges Übel“ für die Banken, die sich in einem Transformationsprozess befinden.

Eine hybride Datenarchitektur bietet Flexibilität im Transformationsprozess.“

Christoph Prellwitz Chief Technology Officer, msg for banking

Manche Kunden sehen sie als Zwischenschritt von einer reinen On-Premise-Bebauung hin zu einer reinen Cloud-Bebauung. Andere Kunden sehen sie als Möglichkeit, sich alle Opportunitäten offenzuhalten.

Eine hybride Datenarchitektur bietet also Flexibilität im Transformationsprozess. Aber Flexibilität hat auch immer einen Preis. Daher muss jedes Institut für sich abwägen, welchen Weg es gehen möchte: Also zum Beispiel hin zu einer Rechenzentrale wie der Finanz Informatik oder der Atruvia, wo sie alles aus einer Hand bekommen. Oder ob sie maximale Flexibilität und Individualität in ihren Lösungen haben möchten. Es ist also eher eine Abwägungssache.

Wie verändert dieser Ansatz die IT in den Banken? Gibt es etwas Besonderes zu beachten? Oder ist es eine „normale“ Transformation?

Typische Banken haben ein Zielbild, zum Beispiel, dass sie in fünf Jahren in der Cloud sein möchten. Und mit diesem Zielbild im Kopf müssen sie die Zwischenschritte planen, damit sie sich unterwegs den Weg hin zu ihrem Zielbild nicht verbauen.

Viele Banken machen aber den Fehler und fragen: Wie komme ich in die Cloud? Aber das ist aus meiner Sicht die dritte oder vierte Frage vor der ersten gestellt. Vorher müssen sie sich fragen, warum sie in die Cloud möchten, wie der Weg in die Cloud aussehen soll, welche Hyperscaler die passenden sind, welche Fachprozesse und Daten sie in die Cloud geben möchten, was kritische und was unkritische Anwendungen sind usw. Sie müssen für sich eine Auslagerungsstrategie, eine Cloud-Strategie entwickeln.

Was kann msg for banking den Banken in Sachen hybrider Datenarchitektur bieten?

Ich habe ja schon angedeutet, dass man sich, bevor man über Lösungen spricht, über den Weg Gedanken machen muss. Zum Beispiel bei der Auswahl des zukünftigen Hyperscalers. Gerade auch in der aktuellen politischen Situation, in der man nicht mehr genau weiß, wie sich die „Datengesetze“ pro Land künftig entwickeln, was und wohin man auslagern möchte und was der richtige Weg ist. Hier unterstützen wir mit Fachberatung, mit Governance-, regulatorischer und IT-Beratung.

Wir können für viele Fragestellungen, die bei hybriden wie auch bei Cloud-Architekturen anstehen, schon viele Lösungen liefern.“

Christoph Prellwitz Chief Technology Officer, msg for banking

Und wir sind ja auch ein Softwarehaus und haben verschiedene Lösungsbausteine, mit denen wir unsere Kunden unterstützen können. Neben unseren Lösungen BAIS für Meldewesen, msg.ORRP/THINC für das Risikomanagement und MARZIPAN für das Pricing, die natürlich auch in der Cloud betrieben werden, haben wir auch eine Gesamtbebauung, eine hybride IT-Architektur für die dispositive IT-Lanschaft einer Bank. Und wir haben starke Partner an Bord, wie zum Beispiel SAP. So können wir für viele Fragestellungen, die bei hybriden wie auch bei Cloud-Architekturen anstehen, schon viele Lösungen liefern.

Und alles ist modular aufgebaut, sodass sich die Kunden das, was sie brauchen, individuell zusammenstellen können.

Wir nennen diese Lösung Open-finance-Architektur. Open, weil sie technologisch offen ist und auch Schnittstellen für andere Softwareanbieter bietet, und finance, weil sie eine Lösung für Finanzdienstleister ist.

Können wir unseren Kunden auch ein Datenmodell dazu zur Verfügung stellen?

Unsere Lösung für eine hybride Datenarchitektur ist eine offene Architektur. Ein Ökosystem, an das Lösungen, die schon in der Bank existieren, angedockt werden können. Das können Lösungen von msg for banking oder auch von Kooperationspartnern sein. Und zwar unabhängig davon, ob sie noch im Rechenzentrum der Bank laufen oder schon bei einem Cloud-Anbieter betrieben werden.

In der Mitte des Ökosystems befindet sich ein Datenmodell, das Herz oder das Gehirn dieser Lösung. Darin sind alle wesentlichen Informationen enthalten, die man für dispositive Fragestellungen braucht. Insbesondere für das Thema Gesamtbanksteuerung, bei dem wir den kompletten End-to-end-Prozess abdecken. Aber beispielsweise kann man auch das Vertriebscontrolling auf dieses Datenmodell aufsetzen.

Gibt es eine spezifische Kundenklientel, für das diese Plattform besonders gut geeignet ist?

Wir zielen mit unserer Lösung nicht auf die deutschen Großbanken, sondern eher auf die kleineren und mittelgroßen Banken.

Unser Ansatz ist so gewählt, dass er das Nötigste mitbringt, das, was jede Bank braucht. Das heißt, wir bringen eine Basisausstattung mit. Wie bei einem Auto: Im Grundmodell ist schon ein Radio eingebaut. Wenn jemand dann noch eine individuelle Sonderausstattung möchte, dann würden wir die im Projekt direkt beim Kunden umsetzen.

So haben wir eine sehr schlanke Lösung, die nicht auf jede Sonderlösung eingeht, bei denen sich der Kunde fragen muss, ob er das alles wirklich braucht oder nicht.

Du hast eben die deutschen Banken erwähnt. Wenn nun europaweit ähnliche regulatorische Anforderungen existieren, ließe sich dieser Ansatz auch außerhalb von Deutschland einsetzen?

Ja, das ginge, vorausgesetzt, die regulatorischen Anforderungen stimmen EU-weit größtenteils überein. Für BCBS 239 beispielsweise können wir unseren Ansatz natürlich auch in anderen Ländern einsetzen.

Wie komplex ist so eine Umsetzung, wie lange dauert die Integration?

Das hängt davon ab, welche Bank wir bedienen. Wir haben diese Lösung bereits bei verschiedenen Banken im Einsatz, mit unterschiedlichen Modulen und in unterschiedlichen Zusammensetzungen.

Es gibt hier keine pauschale Aussage. Vereinfacht gesagt, bringen wir den Bausatz mit, der schon, sagen wir mal, zu 60 bis 80 % passt. Von den individuellen Erweiterungen hängt dann die konkrete Projektlaufzeit ab. Bei einer klassischen Retail Bank würde ich von einem halben bis Dreivierteljahr ausgehen. Bei einer Bank mit einem komplexeren Geschäftsmodell wird es länger dauern.

So etwas ist kein Projekt, bei dem man einen Download startet, und alles läuft. Aus diesem Grund bieten wir auch immer eine Vorstudie an, in der wir das Projekt gemeinsam mit den Kunden planen. So bekommen sie eine Einschätzung über den Aufwand.

Was sind die drei wesentlichen Take-aways, warum eine Bank in Zukunft auf die hybride Datenarchitektur von msg for banking setzen sollte?

Im Prinzip haben wir vier Vorteile. Erstens die Flexibilität, denn wir können sowohl On-Premise als auch Cloud.

Zweitens decken wir sämtliche Fragestellungen vollumfänglich ab. Weil wir entweder als msg for banking die Module anbieten oder mit Partnern zusammenarbeiten und über unsere offene Architektur sozusagen das gesamte Universum einbinden können.

Drittens können wir die regulatorischen Anforderungen in Deutschland und zum Teil auch im europäischen Raum bedienen.

Und viertens können wir als msg for banking um diese hybride Datenarchitektur herum ein ganzes Ökosystem erstellen, in dem wir Managed Services für verschiedene fachliche Komponenten wie Meldewesen, Compliance und Risikomanagement anbieten. Im Laufe der Zeit werden weitere Services entstehen, sodass wir in der Perspektive alles, was eine Bank zwischen Mittel- und Backoffice benötigt, aus einer Hand abdecken können.

Das klingt sehr spannend. Vielen Dank für diese interessanten Einblicke, Christoph.

Sehr gerne!

Christoph Prellwitz

Christoph Prellwitz

ist Diplom-Informatiker und leitet bei msg for banking den Geschäftsbereich Digital Transformation. Sein Fokus liegt auf der Konzeption und Umsetzung von Fach- & IT-Architekturen/Lösungen für Banken. Er hat viel Erfahrung in der Schaffung von integrierten IT-Lösungen im Risiko-, Meldewesen- und Accounting-Umfeld, ist Autor von Fachartikeln und erfahrener Referent.

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