Türchen 19: Mensch und KI in der Zukunft des Bankings
Hinter unserem 19. Adventskalendertürchen erfahren Sie von unserem KI-Experten Tim S. Körwers, Manager, Geschäftsbereich Digital Transformation, wie KI zur neuen Schnittstelle zwischen Mensch und IT-Systemen im Banking wird, welche Kompetenzen dabei in den Fokus rücken und wie Banken den Herausforderungen des EU-AI-Acts begegnen können.
- Wie wird sich die Rolle der KI in der Interaktion zwischen Mensch und IT-Systemen im Banking verändern? Was bedeutet das für die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
- Welche Anforderungen stellt der EU-AI-Act an Banken im Hinblick auf den Einsatz von KI? Und wie können Organisationen ihre Mitarbeiter adäquat darauf vorbereiten?
- Wie können Banken sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter nicht nur auf den verantwortungsvollen Umgang mit KI vorbereitet sind, sondern auch die Veränderungen durch KI in Bereichen wie Kreativität und Entscheidungsfindung als Chance begreifen?
Wie KI Banking verändert und der Mensch als Sinngeber unersetzlich bleibt
Übrigens, wir duzen uns bei msg for banking über alle Hierarchien hinweg und behalten dies auch bei unseren Interviews mit Kolleginnen und Kollegen bei. Viel Spaß beim Lesen!
Wie wird KI die Rolle des Menschen in der Interaktion mit IT-Systemen im Banking verändern? Was bedeutet das für die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Tim S. Körwers: KI wird eine neue Oberfläche zwischen menschlichen Eingaben und den genutzten IT-Systemen bilden. Das heißt, Eingaben werden wir immer weniger selbst tätigen. Das übernehmen zukünftig digitale Assistenten für uns.
Darüber hinaus wird KI aber auch zwischen verschiedenen IT-Systemen „übersetzen“ und Entscheidungen eigenständig treffen. Gerade im Banking bedeutet das, dass Routineprozesse, wie die Bearbeitung von Anträgen oder die „Prüfung“ von Transaktionen, zunehmend automatisiert ablaufen werden.
Für den Menschen bleibt der Fokus auf der Ausnahmebehandlung: Komplizierte Fälle, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, werden gezielt an Experten weitergeleitet. Der Mensch bleibt „im Loop“ – wie wir es im AI-Jargon pflegen zu sagen.
Dadurch wird es weniger wichtig, IT-Systeme zu kennen. Wichtiger wird es, Ziele und Ergebnisse präzise zu formulieren.
Die Fähigkeit, klare Ziele zu formulieren, wird noch mehr zur Schlüsselkompetenz.
Tim S. Körwers Manager, Geschäftsbereich Digital Transformation
Dies gilt auch für Prozesse wie Kreditentscheidungen oder Risikoanalysen, wo die Frage weniger sein wird, wie die Systeme genau arbeiten, sondern vielmehr, was das gewünschte Ergebnis ist und wie präzise der Anwender das der KI vermitteln kann.
Teams, die „maschinenlesbar“ denken, können von den Automatisierungspotenzialen erheblich profitieren.
Die erfolgreichen Organisationen der Zukunft bereiten sich jetzt schon darauf vor und stellen sich der Veränderung proaktiv.
Diese Banken und Finanzdienstleister investieren jetzt in „KI Literacy“ – das Verständnis darüber, wie KI „denkt“, handelt und welche Limitationen sie hat. Sie fördern Fähigkeiten, wie das Denken in Zieldefinitionen und kontextbezogene Modellierung, damit ihre Teams optimal auf die neue Art der Interaktion vorbereitet sind und den Kundennutzen maximieren können.
Welche Anforderungen stellt der EU-AI-Act an Banken im Hinblick auf den Einsatz von KI? Und wie können Organisationen ihre Mitarbeiter adäquat darauf vorbereiten?
Tim S. Körwers: Der EU-AI-Act fordert von Organisationen, die KI einsetzen, adäquate Schulungen ihrer Mitarbeiterschaft.
Adäquat geschult bedeutet im Bereich künstlicher Intelligenz zu verstehen, wie ein System genutzt wird, welche Daten es verarbeitet, welche potenziellen Risiken und Verzerrungen bestehen und wie seine Entscheidungen überprüft und nachvollziehbar gemacht werden können. Dies ist besonders im Banking relevant, wo Compliance und Risikomanagement essenziell sind.
Adäquate Schulung bedeutet auch, zu verstehen, welche Arten von Daten potenziell zu Verzerrungen führen können, wie Modelle auditiert werden und wie die Auswirkungen der KI-Entscheidungen richtig bewertet werden können.
Der EU-AI-Act schreibt die Schulung der Mitarbeiter explizit vor – eine klare Vorgabe, dass Organisationen ihre Belegschaft fit machen müssen für den verantwortungsvollen Umgang mit KI.
Tim S. Körwers Manager, Geschäftsbereich Digital Transformation
Und letztlich fordert das Gesetz einen verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „mitzunehmen“ ist aber nicht nur eine gesetzliche Notwendigkeit, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es geht darum, sowohl die Funktionsweise der Technologie zu verstehen als auch ihre ethischen Implikationen kritisch zu reflektieren – damit der verantwortungsvolle Einsatz von KI nicht nur eine Pflicht, sondern gelebte Praxis wird.
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Wie können Banken sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter nicht nur auf den verantwortungsvollen Umgang mit KI vorbereitet sind, sondern auch die Veränderungen durch KI in Bereichen wie Kreativität und Entscheidungsfindung als Chance begreifen?
Tim S. Körwers: Hier muss man sich fragen, was KI kann und was nicht? Daraus ergibt sich Folgendes:
- Die Grenzen dessen, was KI kann und was der Mensch kann, verschwimmen immer mehr. Kreativität war immer eine menschliche Domäne – doch mittlerweile erzeugt KI nicht nur künstlerische Werke, sondern auch innovative Lösungen für Probleme. Modelle wie GPT-4 oder Midjourney zeigen, dass Kreativität, also das Erschaffen von Neuem, in vielen Fällen auch von Maschinen geleistet werden kann. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass KI auf Basis bestehender Daten kreativ ist – ihre „kreativen Impulse“ resultieren aus dem Erkennen von Mustern und Korrelationen in großen Datensätzen.
- KI bringt uns dazu, die Annahme zu hinterfragen, dass der Mensch in vielen Bereichen inhärent überlegen ist. Autos, die autonom fahren, sind nicht nur effizienter, sondern auch sicherer. Med Gemini übertrifft Ärzte in diagnostischer Präzision. Diffusion-Modelle erstellen kreative Kunstwerke, die oft nicht von menschlicher Kunst zu unterscheiden sind.
Die Frage ist nicht mehr, ob KI eine Bedrohung für menschliche Überlegenheit ist – sondern vielmehr, was diese Verschiebung für unsere Selbstwahrnehmung bedeutet.
- Es müssen neue Maßstäbe für menschliche Kompetenz entwickelt werden.
Während KI in Bereichen wie Logik, Mustererkennung und datenbasierter Kreativität herausragend ist, bleibt der Mensch einzigartig in seiner Fähigkeit, tiefgreifende emotionale und moralische Urteile zu fällen – allerdings wird selbst das von KI-Modellen zunehmend simuliert.
Organisationen müssen ihre Auffassung dessen, was eine „Kernkompetenz“ ist, grundlegend überdenken und den Fokus auf Bereiche legen, in denen Menschen unverzichtbar bleiben: möglicherweise die Fähigkeit, Entscheidungen mit einem klaren Zweck zu verbinden, scheinbar komplexe Zusammenhänge zu erkennen oder intuitive Entscheidungen zu treffen.
Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht mehr in allen Bereichen überlegen sind, sondern neue Wertigkeiten schaffen.
Denn der Mensch als Sinngeber, als Interpretator von Kontexten und als ethischer Wächter wird gerade in einer von KI geprägten Welt unverzichtbar sein.
Tim S. Körwers Manager, Geschäftsbereich Digital Transformation
Besonders in der Finanzwelt, in der Vertrauen und Ethik von zentraler Bedeutung sind, bleibt der Mensch als entscheidender Faktor in der Verantwortung.
Vielen Dank, Tim, für die spannenden Einblicke.
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