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Türchen 4: Quo vadis Kalkulation und aufsichtsrechtliche Neuerungen 2025

Öffnen Sie das 4. Türchen unseres Adventskalenders und lesen Sie, welche Herausforderungen Prof. Dr. Konrad Wimmer in 2025 auf die Banken zukommen sieht, wie sich die Kalkulation in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und welche Neuerungen er seitens der Aufsicht erwartet.

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Türchen 4, Kalkulation und aufsichtsrechtliche Neuerungen

Was kommt 2025 auf die Banken zu?

Konrad Wimmer

Wir sprechen mit Prof. Dr. Konrad Wimmer darüber, welche Herausforderungen er 2025 für die Banken sieht, wie sich die Kalkulation in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und mit welchen Neuerungen der Aufsicht er rechnet.

Übrigens, wir duzen uns bei msg for banking über alle Hierarchien hinweg und behalten dies auch bei unseren Interviews mit Kolleginnen und Kollegen bei. Viel Spaß beim Lesen!

Welche Herausforderungen erwartet die Branche Banking 2025 aus deiner Sicht?

Konrad Wimmer: Die schwierige volkswirtschaftliche Situation, in der sich Deutschland befindet, wird auch an den Banken nicht spurlos vorbeigehen. Konkret meine ich damit, dass die Kreditausfälle im nächsten Jahr zunehmen werden.

Die Immobilien als wichtige Kreditsicherheiten haben deutliche Wertabschläge erfahren. Dies gilt vor allem für die Gewerbeimmobilien. Das Gebäudeenergiegesetz, das für viel Wirbel gesorgt hat, tat da ein Übriges. Denn viele Bestandsimmobilien sind energetisch gesehen natürlich nicht auf dem neuesten Stand.

Die notwendige energetische Sanierung ist mit hohen Kosten verbunden. Entsprechend sehen wir hier deutliche Wertrückgänge, solange diese Sanierung nicht erfolgt ist. Folglich nimmt im Verwertungsfall auch die LGD zu. Die Sanierung bietet aber auch Marktchancen, da ein hoher Finanzierungsbedarf bei der Sanierung besteht.

2025 sind weitere Anforderungen der Aufsicht im Bereich ESG umzusetzen. Einerseits sind Prüfungsanmerkungen der ESG-Sonderprüfungen abzuarbeiten. Vor allem aber müssen die Klima- und Umweltrisiken im Risikomanagement abgebildet werden.

Auch die letzte MaRisk-Novelle wird nachwirken. Es gilt die Kreditspreadrisiken, abgekürzt CSRBB, im Risikomanagement aufzunehmen. Hier gibt es noch immer viele offene Punkte aus fachlicher Sicht.

Banken müssen das Thema Digitalisierung weiter vorantreiben und die IT-Sicherheit gewährleisten.

Prof. Dr. Konrad Wimmer Executive Partner Research & Strategische Themen, msg for banking

2020 haben wir in einer Studie zusammen mit dem Handelsblatt gefragt "Quo vadis Kalkulation?". Wie würdest du diese Frage fünf Jahre später vor dem Hintergrund der rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre beantworten?

Konrad Wimmer: So manche Entwicklungen hatten wir damals ja schon vorweggenommen, im Interview mit Professor Pfingsten und mir.

Wir hatten damals bereits auf die Bepreisungsvorschriften von Krediten hingewiesen, die über die EBA Guideline on Loan Origination and Monitoring in die MaRisk eingeflossen sind.

Wir hatten auch das Thema der Eigenkapitalverzinsung als zunehmend relevant eingestuft. Die Nachfrage nach unserer hierzu entwickelten Lösung MARZIPAN zeigt, dass wir da richtig lagen mit unserer Einschätzung.

Aus technologischer Sicht, meine ich, hat keine Revolution stattgefunden. Vermutlich, weil die gängigen Kalkulationssysteme in eine bestehende IT-Landschaft eingebettet sind. Und diese wird eben nicht so leicht verändert.

Die zunehmende Digitalisierung wird aber auch im Controlling und Risikomanagement zu starken Veränderungen führen. Die Institute leiden immer stärker unter Personalmangel. Auch das wird zu einem stärkeren Anspruch an die Einfachheit und Effizienz der Kalkulations- und Steuerungslösungen führen.

Anders formuliert: Wir werden in den nächsten fünf Jahren eine stärkere Automatisierung der Kalkulation sehen. Die sich abzeichnenden, weiteren technischen Entwicklungen werden das auch ermöglichen.

Wir werden in den nächsten fünf Jahren eine stärkere Automatisierung der Kalkulation sehen.

Prof. Dr. Konrad Wimmer Executive Partner Research & Strategische Themen, msg for banking

Viele Themen, die wir damals in der Studie als Entwicklungstendenzen herausgestellt hatten, sind unverändert aktuell. Zum Beispiel die Kalkulation mit Expected Cashflows, die Modellierung implizierter Optionen und eben die Berücksichtigung von Eigenkapitalkosten.

Ich möchte mit Blick auf die nächsten fünf Jahre noch einen konkreten Punkt ansprechen, den die Institute aus meiner Sicht viel zu zögerlich angehen. Nachhaltigkeit beziehungsweise Sustainability werden immer wichtiger, auch wenn der unsägliche Politiker in den USA das Gegenteil behauptet.

Schon vor zwei Jahren hatten Kollegen und ich in unserem Kundenmagazin NEWS einen Beitrag mit dem Titel Sustainability-adjusted Pricing veröffentlicht. Das Zögern der Branche verwundert, denn wie das Risk-Adjusted Pricing wird Sustainability-Adjusted Pricing schon bald eine Selbstverständlichkeit darstellen. Diese Spreizung beim Kreditzins ist betriebswirtschaftlich unverzichtbar und letztlich ist das auch der Anspruch der Aufsicht.

Welche Neuerungen erwartest du von der Aufsicht 2025?

Konrad Wimmer: Einerseits sind viele Themen bekannt, wie etwa die CRR III. Manche Themen werden noch weit in die Zukunft wirken. Nennen will ich da KI, deren Regulierung und das Modellrisiko. Beides ist Gegenstand von AT 4.3.5 MaRisk. Wir sind schon jetzt gespannt, was die BaFin hierzu auf unserer nächsten Trendkonferenz am 11. März 2025 berichten wird.

Weiter wird 2025 geprägt sein von dem Schlagwort DORA und Cybersicherheit.

Prof. Dr. Konrad Wimmer Executive Partner Research & Strategische Themen, msg for banking

Ich denke aber auch, dass wir weitere erhöhte Anforderungen sehen werden im Bereich Reporting, Offenlegung und Meldewesen. Dies vor allem aufgrund der CSRD und den entsprechenden Details, die in den ESRS, also den European Sustainability Reporting Standards, geregelt werden. Letztere liegen noch keineswegs komplett vor.

Die wesentlichen Prioritäten der BaFin und der Bundesbank sind bis 2026 bereits angekündigt. Ich darf sie noch kurz nennen.

Erstens die digitale Transformation im Zusammenspiel mit dem gerade schon erwähnten demographischen Wandel.

Zweitens der Klimawandel und die ökonomische Transformation. Hier kommt den Banken eine große Bedeutung ist.

Und drittens das Thema Governance. Die Aufsicht wird sich also weiter intensiv mit den Geschäftsleitungen und deren Aufsichtsorganen auseinandersetzen. Die Aufsicht hatte im Januar zentrale Risiken benannt. Das sind vor allem die wirtschaftliche Entwicklung mitsamt den bekannten geopolitischen Problemen, die Zinsentwicklung, die IT- Sicherheit und die Wertentwicklung der Gewerbeimmobilien.

Insgesamt erwarte ich aber keine großen Überraschungen seitens der Aufsicht im Jahr 2025.

Vielen Dank für diese ausführlichen Einblicke, Konrad.

13. Trendkonferenz Aufsichtrecht 2025

13. Trendkonferenz Aufsichtsrecht am 11.03.2025

Für unsere Trendkonferenz Aufsichtsrecht 2025 haben wir aktuelle Themen, u. a. aufsichtliche Prüfungen 2025, ESG, KI und Modellrisiken, für Sie vorbereitet.
Lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich kompakt über die Neuerungen im Aufsichtsrecht zu informieren und melden Sie sich gleich an!

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