Energieverbrauchsmessung in der Cloud
NEWS 01/2024
Die zunehmende Nutzung von Cloud- Diensten hat zu einer wachsenden Besorgnis über den CO2-Fußabdruck geführt. Während einige Anbieter bereits Maßnahmen ergreifen, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren, bleibt die Transparenz in Bezug auf den CO2-Ausstoß der Cloud-Infrastruktur weiterhin eine Herausforderung.
Die zunehmende Nutzung von Cloud- Diensten hat zu einer wachsenden Besorgnis über den CO2-Fußabdruck geführt. Während einige Anbieter bereits Maßnahmen ergreifen, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren, bleibt die Transparenz in Bezug auf den CO2-Ausstoß der Cloud-Infrastruktur weiterhin eine Herausforderung.
Aktuelle Situation
Bisher haben Cloud-Anbieter ihren CO2-Fußabdruck nicht umfassend offengelegt. Dies erschwert es Nutzern, bewusste Entscheidungen zu treffen.1 Doch die Sensibilisierung für dieses Thema steigt langsam.
Erste Daten sind auf Anfrage verfügbar, doch eine umfassende Berichterstattung steht noch aus.
Behauptungen der Hyperscaler
Einige Hyperscaler postulieren, dass ihre Rechenzentren in der Cloud bis zu 93 Prozent energie- und bis zu 98 Prozent CO2-effizienter sind als firmeneigene Rechenzentren. Diese Aussagen sind jedoch abhängig vom jeweiligen Anbieter und sollten kritisch hinterfragt werden.2
Forderung nach Transparenz
Um den CO2-Fußabdruck der Cloud-Infrastruktur besser zu verstehen, sind (mindestens) folgende Informationen notwendig:
Angabe des Strommix: Die Quelle der Energie (erneuerbar oder nicht) für den jeweiligen Standort des Cloud-Rechenzentrums beeinflusst den CO2-Ausstoß.
Energieeffizienz der Infrastrukturtechnik (PUE): Dazu zählen Informationen zur Effizienz der Kühlsysteme und zur Energiebereitstellung.
Art der Klimatisierung: Die Verwendung klimafreundlicher Kältemittel ist essenziell.
Messdaten für die Plattform: Informationen über den gesamten Energieverbrauch der Cloud-Plattform sind unerlässlich.
Messdaten der Anwendung: Nutzer sollten Zugang zu den Emissionsdaten ihrer Anwendungen haben.
Herausforderungen bei der Messung
Abbildung 1: Herausforderungen bei der Energiemessung
Tools zum Monitoring des Energieverbrauchs
Um den Ressourcenverbrauch von Anwendungen zu überwachen, setzen viele Unternehmen auf Tools wie Prometheus3 und Grafana4. Diese Kombination ermöglicht die Erfassung von Metriken und die Visualisierung in Echtzeit.
Eine optimale Lösung für mehr Nachhaltigkeit in der Cloud wäre es, wenn neben dem Stromverbrauch der Anwendungen ebenfalls das daraus resultierende CO2– Äquivalent transparent gemacht werden könnten.
Cloud Toolkit für jPowerMonitor
jPowerMonitor5 ist eine Bibliothek zur Stromverbrauchsmessung von Java-Anwendungen. Sie bietet eine JUnit-Erweiterung für die Energieanalyse von Tests und einen Java-Agent, der den Energieverbrauch zur Laufzeit überwacht und die Basis für Optimierungstipps liefert.
jPowerMonitor kann den Stromverbrauch, wie zum Beispiel der CPU oder des Gesamtsystems jedoch nicht selbst auslesen, sondern ist dazu auf ein Mess- Backend mit REST- oder CSV-Schnittstelle angewiesen. Auf physischen Rechnern ist das kein Problem, da unter Windows Werkzeuge wie LibreHardwareMonitor6 oder unter Linux das bereits erwähnte RAPL verfügbar sind.
Ein geplantes Cloud-Toolkit für jPowerMonitor zielt darauf ab, die Transparenz des Energieverbrauchs in der Cloud zu verbessern. Es wird folgende Erweiterungen der bestehenden Library implementieren:
- Prometheus-Schnittstelle: Nutzer können den Stromverbrauch ihrer mit dem jPowerMonitor-Java- Agent gestarteten Anwendungen über eine Prometheus-Schnittstelle abrufen.
- Stromverbrauchsschätzung: Basierend auf CPU- Auslastungsdaten bietet das jPowerMonitor Cloud- Toolkit eine Schätzung des Stromverbrauchs, selbst in virtualisierten Umgebungen. Die Methodik basiert auf den Prinzipien von Cloud Carbon Footprint7.
Fazit
Die Cloud-Branche muss sich stärker für Transparenz und Nachhaltigkeit einsetzen. Nutzer sollten Zugang zu umfassenden Informationen haben, um fundierte Entscheidungen zu treffen und den CO2-Fußabdruck zu minimieren.
Das jPowerMonitor Cloud-Toolkit strebt die Entwicklung einer Open-Source-Lösung an, die den Stromverbrauch und den CO2-Fußabdruck von Java-Anwendungen auch in der Cloud transparent macht. Während wir auf flächendeckende Messschnittstellen bei allen Hyperscalern warten, bietet jPowerMonitor vorübergehend Schätzmethoden zur Ermittlung dieser Werte an.
-
1. Evaluating the carbon footprint of a software platform hosted in the cloud, Benjamin Davy, 2020-12-15
-
2. Nachhaltigkeit in deutschen Industrieunternehmen 2021, Becker, Thorenz, Zacher, IDC, 2021-09
-
3. Prometheus
-
4. Grafana Labs
-
5. Github, msg systems ag
-
6. Github, LibreHardwareMonitor / LibreHardwareMonitor
-
7. Cloud Carbon Footprint
Related Collections

Sustainable Banking
Nachhaltigkeit ist aus der Branche Banking nicht mehr wegzudenken. Treiber sind zum einen die Initiativen von Gesetzgebern und Regulatoren. Aber auch Kunden stellen vermehrt nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Finanzentscheidungen. Um den langfristigen ökonomischen Erfolg zu sichern sowie die regulatorischen Hürden zu meistern, müssen Banken frühzeitig ihre Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten und fit sein für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken. Wie sieht die optimale Vorbereitung auf eine nachhaltige Zukunft in der Branche Banking aus? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie Sustainable Banking auf den Grund.

Cloud und Banken
Cloud-Technologie ist eine zentrale Voraussetzung für den erfolgreichen digitalen Wandel – und damit zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit. Das gilt auch für Banken. Wie die Reise in die Cloud für Banken zum Erfolg wird und welche Vorteile, Chancen, Nutzen und Risiken Cloud-Technologien für Banken mit sich bringen, analysieren unsere Experten in dieser Serie.



Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.