Interview: „Sind die Softwareprodukte von msg for banking cloudready?“ (NEWS 02/2023)
Sind die Softwarelösungen von msg for banking cloudready? Darüber haben wir wir mit Andreas von Heymann, Geschäftsbereichsleiter MARZIPAN (Pricing), Matthias Gahr, Geschäftsbereichsleiter für ORRP (Open Risk and Reporting Platform), mit Uwe Wienand, Geschäftsbereichsleiter für die Meldewesenlösung BAIS, und mit Hans-Georg Siegel, Bereichsleiter innerhalb des Geschäftsbereichs ORRP, gesprochen.
- Sind die Softwareprodukte von msg for banking cloudready?
- Uwe, wie siehst du das? Was bedeutet für dich cloudready?
- Ihr seid euch einig in der Definition von cloudready, und mit MARZIPAN und BAIS auch schon auf einem guten Weg. Hans, kannst du die Ansicht der Kollegen bestätigen?
- Bevorzugen Banken aus Sicherheitsgründen eher die private Cloud? Oder vertrauen sie inzwischen auch den großen Cloud-Anbietern?
- Habt Ihr bei BAIS oder ORRP ähnliche Erfahrungen gesammelt?
- Was schätzt ihr, wie lange es dauern wird, bis die Banken vollständig den Weg in die Cloud gehen oder gegangen sind?
- Welche Vorteile haben Kunden, wenn sie BAIS oder ORRP in der Cloud statt On-Premises nutzen? Mit welchen Argumenten überzeugt ihr Banken?
- Gibt es darüber hinaus noch weitere, fachliche Argumente für die Cloud? Neue Wege, die wir als Softwarehaus gehen können? Features, die in der alten On-Premises-Welt nicht möglich waren?
- Wie sieht das in der Welt des Meldewesens und der Risikosteuerung aus? Welche Szenarien sind hier vorstellbar?
- Entwickeln uns vom Softwarehersteller immer mehr zum Dienstleister? Befeuert die Cloud diese Entwicklung?
- Wie sieht das im Bereich Kalkulation aus?
- Und in welche Richtung geht es bei der ORRP?
- Wie ist aktuell bei euren Kunden das Verhältnis von On-Premises- zu Cloud-Lösungen? Spürt ihr den Trend zur Cloud beziehungsweise verschiebt sich das Verhältnis langsam?
- Der Weg geht also ganz klar Richtung Cloud. Wie sind denn die Reaktionen eurer Kunden, die den Schritt in die Cloud bereits gewagt haben?
- In welche Richtung entwickelt sich das Thema Cloud seitesns der Aufsicht?
- Seht ihr neben der Regulatorik und den Kosten weitere Treiber für die Cloud?
- Wird es denn in Zukunft noch ITler in Banken geben, wenn sich die Banken nur noch um ihre Fachlichkeit und nicht mehr um den Betrieb, die Technik, die IT kümmern müssen?
- Wie cloudready sind die Banken, um Cloud-Lösungen auch effektiv nutzen zu können?
- Warum findet ihr das Thema Cloud als Produkthersteller spannend?
Sind die Softwareprodukte von msg for banking cloudready?
Darüber haben wir mit Andreas von Heymann, Geschäftsbereichsleiter MARZIPAN (Kalkulation), Matthias Gahr, Geschäftsbereichsleiter für ORRP (Open Risk and Reporting Platform), mit Uwe Wienand, Geschäftsbereichsleiter für die Meldewesenlösung BAIS, und mit Hans-Georg Siegel, Bereichsleiter innerhalb des Geschäftsbereichs ORRP, gesprochen.
Übrigens: Bei msg for banking duzen wir uns über alle Hierarchien hinweg und behalten dies auch bei unseren Interviews mit Kolleginnen und Kollegen bei. Viel Spaß beim Lesen!
"Wie seht ihr das: Sind die Softwareprodukte von msg for banking cloudready?"
Andreas von Heymann
von Heymann: Diese Frage lässt sich ganz leicht beantworten: Ja, wir sind definitiv cloudready, weil unsere Software, insbesondere MARZIPAN, für unsere Kunden bereits in der Cloud läuft. Schaut man etwas tiefer rein, hängt es natürlich davon ab, wie man cloudready interpretiert. Wir haben innerhalb der msg-Gruppe die Strategie „towards cloudnative“ ausgegeben. Das heißt, unsere Applikationen müssen nicht zwingend cloudnative sein, aber wir möchten möglichst nah dahin kommen.
Auf der anderen Seite kommt es auch immer darauf an, wie weit unsere Kunden das Thema Cloud spielen möchten, vor allem Banken als unsere Hauptkundengruppe beziehungsweise die IT-Dienstleister für Banken.
Wir haben hier den Anspruch, bereits ein entsprechendes cloudfähiges Lösungsangebot für Bankingsoftware vorzuhalten, wenn unsere Kunden bereit sind, in die Cloud zu gehen.
"Wie weit ist MARZIPAN? Ihr seid auf einem guten Weg?"
von Heymann: Auf jeden Fall.
"Uwe, wie siehst du das? Was bedeutet für dich cloudready?"
Wienand: Hier kann ich mich Andreas anschließen. Auch wir sind cloudready in dem Sinne, dass wir BAIS in der Cloud betreiben beziehungsweise unsere Kunden BAIS selbst unter AWS betreiben. Außerdem bieten wir den managed Service bei der „msg digital services“ (mds) an, der momentan unter Azure gehostet und demnächt auch unter AWS bereitgestellt wird. Wir können die Software per Lift & Shift in die Cloud bringen, und dort läuft sie auch problemlos. Aber mit der Weiterentwicklung von BAIS in der ORRP-Technologie möchten wir natürlich noch ein bisschen mehr als nur cloudready werden. Hier sind wir auch schon auf dem Weg Richtung cloudnative. Der Weg ist natürlich weit, aber mit den ersten Rechenkernen sind wir schon unterwegs. Und ich denke, das wird auch die Zukunft werden für unsere Software.
"Ich kann also festhalten, dass ihr euch einig seid in der Definition von cloudready, und mit MARZIPAN und BAIS auch schon auf einem guten Weg. Hans, kannst du die Ansicht der Kollegen bestätigen?"
Hans-Georg Siegel
Siegel: Prinzipiell ja, aber ich habe noch eine technische Ergänzung. Cloudready heißt ja, dass die Software insbesondere in Public und Private Clouds lauffähig ist. Das funktioniert, kein Problem. Eine cloudnative Software dagegen ist nur noch in entsprechenden Cloudumgebungen lauffähig. Aktuell befinden wir uns hier in einer Übergangsphase. Unsere Software ist vorrangig cloudready, also lauffähig sowohl On-Premises als auch in der Cloud. Aber wir arbeiten daran, die Cloud bestmöglich zu unterstützen beziehungsweise die Möglichkeiten der Cloud bestmöglich in unserer Software zu nutzen.
"Welche Erfahrungen macht ihr in Kundengesprächen? Bevorzugen Banken aus Sicherheitsgründen eher die private Cloud? Oder vertrauen sie inzwischen auch den großen Cloud-Anbietern?
von Heymann: Da gibt es natürlich beide Varianten. Allerdings müssen Banken immer auch die regulatorischen Vorgaben erfüllen. Und die besagen unter anderem, dass es nicht zulässig ist, nur auf einen Hyperscaler zu setzen, sei es Amazon, Google, Microsoft oder ein anderer Name. Banken brauchen mindestens eine Zwei-Hyperscaler- Strategie. Außerdem müssen Compliance-Vorgaben eingehalten und die Frage geklärt werden, wo genau die Cloud läuft – in Deutschland, in Europa oder anderswo. Deshalb ist seitens der Banken bei Public Clouds noch ein bisschen Zurückhaltung zu spüren.
Private Clouds gibt es natürlich en masse, und das ist auch gerade der Weg: Dass Banken erst einmal eine Cloud-Infrastruktur private oder klassisch im Rechenzentrum betreiben und dann im zweiten Schritt ein Lift & Shift in die „echte“ Cloud, das heißt in die Public Cloud, anstreben.
"Wie ist das bei BAIS oder ORRP? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gesammelt?"
Uwe Wienand
Wienand: Das ist ganz interessant. Alle Kunden, auch neue Interessenten, fragen nach, ob wir BAIS in der Cloud anbieten. Aber am Ende entscheiden sie sich dann doch zunächst für das On-Premises-Modell.
Das ist eben auch eine Frage der Investitionssicherheit. Denn selbst wenn die Bank noch nicht so weit ist, um in die Cloud zu gehen, denkt sie doch darüber nach. Und deswegen glaube ich, dass wir noch eine Weile beide Lösungen bieten müssen: On-Premises und die Cloud.
"Was heißt „noch eine Weile“? Was schätzt ihr, wie lange es dauern wird, bis die Banken vollständig den Weg in die Cloud gehen oder gegangen sind?"
von Heymann: Wenn ich mir anschaue, wie lange die Mainframe-Migration in den Banken dauert und das auf die Cloud-Migration hochrechne, dann reden wir sicherlich eher von zehn als von fünf Jahren. Und wenn man sich fragt, bis wann Banking komplett in der Cloud abgewickelt wird, sind das sicherlich Jahrzehnte. Aber erste Applikationen oder auch erste Teilbereiche der Bank werden sicher auch deutlich früher komplett in die Cloud gehen.
"Welche Vorteile haben Kunden, wenn sie BAIS oder ORRP in der Cloud statt On-Premises nutzen? Mit welchen Argumenten überzeugt ihr Banken?"
Wienand: In der Cloud haben wir natürlich ganz andere Möglichkeiten, was die Skalierbarkeit angeht. Auch das Thema Sicherheit spielt eine große Rolle. Ich denke mal, dass die Cloud perspektivisch sogar mehr Sicherheit bieten kann, weil die Hyperscaler das Thema Sicherheit von A bis Z kennen und auch entsprechende Maßnahmen treffen, beispielsweise entsprechende Patches und Sicherheitsupdates immer zeitnah einspielen.
von Heymann: Die Hauptargumente sind langfristig Betriebssicherheit und Betriebskosten. Denn niemand wird in die Cloud gehen, nur um etwa die Software MARZIPAN – und das gilt sicher auch für BAIS und ORRP – in der Cloud zu betreiben. Das muss schon mit der Cloud-Strategie der Bank gekoppelt sein. Der Hebel liegt im Skalieren der Kostenvorteile. Unter anderem, dass Banken nur das bezahlen müssen, was sie auch wirklich nutzen.
"Gibt es darüber hinaus noch weitere, fachliche Argumente für die Cloud? Neue Wege, die wir als Softwarehaus gehen können? Features, die in der alten On-Premises-Welt nicht möglich waren?"
von Heymann: Das ist zum Beispiel für spezielle Fragestellungen spannend – seien sie fachlicher oder regulatorischer Natur –, für die in der Cloud spezielle, kleine Lösungskomponenten angeboten werden können. Wenn zum Beispiel eine Bank für die Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung MARZIPAN KAPLAN nutzen möchte, obwohl sie eigentlich bei einem anderen IT-Dienstleister ist, geht das mit einer On-Prem-Lösung meistens nicht oder nur mit vergleichsweise hohen Zusatzkosten. Wenn dagegen ein Software-as-a-Service-Angebot bereitsteht und die Bank nur für die zum Beispiel
2.000 Kalkulationen, die sie durchführen möchte, nach Nutzung zahlt, ohne sich um den Betrieb kümmern zu müssen, dann entstehen zum einen neue Geschäftsmodelle für uns und zum anderen neue Nutzungsvarianten für die Banken. Das ist für alle Seiten vorteilhaft.
Der zweite Punkt ist das skalierende Geschäftsmodell bezüglich Infrastruktur. Wenn eine Bank einmal im Monat Millionen an Datensätzen schnell bewerten muss, hilft die Cloud mit ihrer nahezu unendlichen Rechenpower enorm. Bisher muss die Bank dafür in ihrem Rechenzentrum dauerhaft die gesamte Infrastruktur vorhalten, dies wäre zukünftig dann nicht mehr notwendig.
"Wie sieht das in der Welt des Meldewesens und der Risikosteuerung aus? Welche Szenarien sind hier vorstellbar?"
Wienand: Für das Meldewesen sehe ich weniger, dass wir einzelne Services anbieten. Natürlich könnten wir mal die Berechnung einer einzelnen Risikokennzahl als Service anbieten. Aber Meldewesen ist ja nicht gerade das Kerngeschäft der Bank, sondern ein in Anführungszeichen „notwendiges Übel“. Die Regulatorik muss eben eingehalten werden.
Die großen Vorteile für unsere Kunden liegen in den Services, die wir außen herum anbieten, wie zum Beispiel das Hosting bei Azure über die mds. So müssen sich die Kunden überhaupt nicht mehr um die Technik, die Installation, das Einspielen von Patches und Ähnliches, kümmern. Und neben dem technischen Betrieb bieten wir auch Meldewesen-as-a-Service an, also die Erstellung der Meldung für die Bank. Hier sehe ich einen großen Vorteil, auch in der Nutzung der Cloud, für unsere Kunden.
Wir sind beides – Softwarehersteller und Dienstleister. Und wir werden auch beides bleiben.
"Heißt das, wir entwickeln uns vom Softwarehersteller immer mehr zum Dienstleister? Befeuert die Cloud diese Entwicklung?"
Wienand: Ja, die Cloud befeuert diese Entwicklung schon. Aber wir sind beides – Softwarehersteller und Dienstleister. Und wir werden auch beides bleiben.
"Wie sieht das im Bereich Kalkulation aus?"
von Heymann: Die Frage ist natürlich, was man genau als Dienstleistung bezeichnet und wie man den Banken die Software darreicht. Früher haben wir ganz klassisch eine CD verschickt oder die Software zum Download bereitgestellt. Die Bank oder der IT-Dienstleister der Bank mussten sich dann selbst um alles Weitere kümmern. Heute stellen wir alternativ einen Zugriffspunkt im Netz bereit, zum Beispiel für Meldewesen oder für Kalkulation, und die Kunden bedienen sich an diesem Zugriffspunkt, wenn sie diesen Dienst brauchen. Sie bekommen also einen Full Service geboten und müssen sich um nichts kümmern. Der technische Betrieb ist abgedeckt, die fachliche Administration eventuell sogar auch noch. Wenn du das unter Dienstleistung verstehst, dann bieten wir in der Kalkulation auch Dienstleistungen an.
"Und in welche Richtung geht es bei der ORRP?"
Siegel: Für ORRP gilt das gleichermaßen. Wir haben bei ORRP einerseits die Strategie, kleine Komponenten anzubieten, um damit bestimmte finanzmathematische Fragestellungen einfach integrieren zu können. Und andererseits haben wir ein umfangreiches SaaS-Angebot, so, wie Andreas beziehungsweise Uwe das auch schon angesprochen haben. Das heißt, wir stellen Lösungen nicht mehr im Einzelnen als Software bereit, sondern bieten einen Service an, der vollumfänglich genutzt werden kann. Das reduziert dann auch die Komplexität innerhalb der Bank beziehungsweise bei den Kunden deutlich.
"Wie ist aktuell bei euren Kunden das Verhältnis von On-Premises- zu Cloud-Lösungen? Spürt ihr den Trend zur Cloud beziehungsweise verschiebt sich das Verhältnis langsam?
von Heymann: Aktuell würde ich sagen, das Verhältnis liegt bei 99:1. Ein marginaler Anteil ist tatsächlich schon in der Cloud. Ich gehe aber davon aus, dass sich das Verhältnis in den nächsten Jahren deutlich verschieben wird.
Vermutlich werden wir 20 Prozent Cloud-Anteil recht schnell erreichen. Alles Weitere hängt davon ab, wie schnell die Banken sich trauen, komplett in die Cloud zu migrieren. Bei Neukunden sieht es deutlich anders aus, das Interesse an Cloud vs. On- Premises liegt hier eher bei 50:50. Welches Modell dann aber letztlich abgeschlossen wird, ist eine andere Frage.
Gahr: Das Thema Partnerschaften ist auch bei uns im Risikomanagement ganz interessant. Eben weil wir, gerade mit Blick auf größere Kunden, mit der SAP einen sehr interessanten Partner haben, der eine ganz klare Cloud-Strategie hat. Bei unserer ORRP-Software legen wir den Fokus darauf, sowohl in der Cloud als auch in SAP-Umgebungen und auf der SAP Business Technology Platform (BTP) lauffähig zu sein. Und natürlich mit unseren Lösungen in die entsprechenden App Stores von SAP zu kommen, damit wir Banken unsere Software im Bereich Gesamtbanksteuerung auch in Kombination mit SAP-Software als Komplettlösungen in der Cloud anbieten können.
"Der Weg geht also für alle Softwarelinien von msg for banking ganz klar Richtung Cloud. Wie sind denn die Reaktionen eurer Kunden, die den Schritt in die Cloud bereits gewagt haben?"
von Heymann: Für MARZIPAN kann ich sagen, dass alle Kunden, auch wenn es bislang noch wenige sind, die den Schritt gewagt haben, sehr zufrieden sind. Schon allein deshalb, weil sie sich nicht mehr um den kompletten technischen Betrieb oder um die Infrastruktur kümmern müssen. Das kommt extrem gut an.
Wienand: Das gilt bei uns gerade auch für die kleineren Häuser, die BAIS bei AWS oder bei der mds unter Azure betreiben. Sie müssen sich nicht mehr um die technischen Details kümmern und können sich komplett auf die Meldungen konzentrieren. Das kommt auch bei unseren Kunden gut an.
Gahr: Ich glaube, wir liegen hier noch einen kleinen Tick hinter den Kollegen zurück. Aber in ein, zwei Jahren können wir diese Frage sicher auch positiv beantworten.
"Dann sollten wir auf jeden Fall noch einmal darüber sprechen."
Gahr: Gerne.
"Das Thema Cloud wird eurer Meinung nach in den nächsten Jahren also deutlich Fahrt aufnehmen. Das heißt, auch die Aufsicht muss hier Fahrt aufnehmen. Seid ihr im Austausch mit der Aufsicht? In welche Richtung entwickelt sich das Thema Cloud dort?"
Gahr: Im Thema Cloud sind wir eher in einer abwartenden Haltung. Wir schauen, was auf uns zukommt und wie wir das dann bestmöglich für und mit unseren Kunden umsetzen können. Näher dran an der Aufsicht sind wir, wenn es darum geht, welche regulatorischen Anforderungen in unseren Kerndisziplinen Risikomanagement und Banksteuerung zu erwarten sind.
von Heymann: Dem kann ich nur zustimmen. Im Thema Cloud folgen wir dem, was wir von der Aufsicht mitbekommen. Aber auch die Hyperscaler sind da sehr aktiv, weil sie eben auch Geschäft in Deutschland und in Europa machen möchten. Und das geht nur, wenn sie sich mit der Aufsicht auseinandersetzen. Da haben die Hyperscaler gerade in den letzten Jahren sehr viel gelernt. Geschäfte an der Regulatorik vorbei funktionieren bei uns nicht. Daher laden wir auch immer Vertreter der Aufsicht zu unseren Trendkonferenzen und ähnlichen Aktivitäten ein, um ins Gespräch zu kommen. Wobei die Aufsicht die Cloud-Entwicklung nicht verhindern können, aber die Rahmenbedingungen festsetzen wird.
Ein Treiber ist die Hoffnung, die in die Cloud gesetzt wird.
"Seht ihr neben der Regulatorik und den Kosten weitere Treiber für die Cloud?"
von Heymann: Der wesentlichste Treiber ist meiner Meinung nach die Betriebssicherheit. Ein weiterer Treiber ist die Hoffnung, die in die Cloud gesetzt wird, zum Beispiel, dass man sich als Fachbereich einer Bank durch die einfache Kombination von Cloud-Services – von denen hoffentlich viele auch von msg for banking sein werden – neue Geschäftsstrecken zusammenklicken kann. Und damit relativ schnell auf Marktveränderungen reagieren und neue Marktangebote bereitstellen kann, die vorher nicht denkbar waren.
Gahr: Ich sehe vor allem das Senken von Betriebskosten als Treiber – vorausgesetzt, das Thema Sicherheit ist gewährleistet. Weitere Treiber sind die höhere Geschwindigkeit, die Möglichkeit, schnell neue Funktionalitäten in die Produktion zu bekommen und Projektrisiken zu reduzieren.
"Wird es denn in Zukunft noch ITler in Banken geben, wenn sich die Banken nur noch um ihre Fachlichkeit und nicht mehr um den Betrieb, die Technik, die IT kümmern müssen?"
von Heymann: Ich finde die Frage ganz amüsant, denn vor ein paar Jahren gab es die Aussage: Die neuen Banker sind ITler. Früher waren die Banker Bankkaufleute und die IT hat eher ein Schattendasein geführt. Dann hat es sich gedreht und die ITler dominierten nahezu alle relevanten Projekte. Jetzt kommt die Cloud-Migration und wir stellen uns die Frage, ob es noch ITler geben wird in der Bank. Definitiv ja! Die Bank muss ja jederzeit in der Lage sein, die IT-Infrastruktur zu wechseln, im Zweifel es auch selbst zu machen. Anders wird das regulatorisch auch gar nicht gehen. Von daher wird es die IT-Experten und eine starke IT-Abteilung weiterhin geben in den Banken. Aber es wird sich wahrscheinlich so wie in jeder Branche entwickeln, dass man sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentriert.
Gahr: Das sehe ich genauso. Die IT-Abteilungen werden sicherlich kleiner werden, aber sie werden bestehen bleiben. Die Banken werden da gar nicht darum herumkommen, denn es wird immer auch Themen geben, die nicht in die Cloud migriert werden können.
"Jetzt haben wir viel darüber geredet, wie cloudready unsere Softwarelösungen sind. Aber wie sieht es bei den Banken aus? Wie cloudready sind die Banken, um Cloud-Lösungen auch effektiv nutzen zu können?"
von Heymann: Die Banken, mit denen wir reden, haben alle eine Cloud-Strategie. Aber so richtig operationalisiert ist das oft noch nicht. Banken haben ja bereits ihre IT-Dienstleister, die momentan die Infrastruktur betreiben. Und diese lässt sich natürlich auch nicht auf die Schnelle umstellen. Das heißt, die Banken haben eine Strategie, wohin die Reise gehen soll, und bewegen sich auch in Richtung Cloud – einige Banken schneller, andere langsamer. Aber ich glaube, alle sind bereit, über die Cloud nachzudenken. Wenn wir das als cloudready ansehen, dann sind sicherlich alle Banken cloudready. Wenn wir aber fragen, ob sie es technisch schon können, dann würde ich sagen: Es ist noch ein längerer Weg.
"Nehmen wir zum Schluss noch einmal eine andere Perspektive ein: Warum findet ihr das Thema Cloud als Produkthersteller spannend?"
Wienand: Aus Sicht unserer Meldewesensoftware BAIS, wo riesige Datenmengen verarbeitet werden müssen, finde ich das Thema Skalierbarkeit unheimlich interessant. Wir können hier in Richtung Performance, Geschwindigkeit wirklich etwas tun, was mit On-Premise-Lösungen nicht so einfach geht.
Gahr: Bei uns im Risikomanagement ist es ähnlich. Hier hatten wir in den vergangenen Jahren, aber auch aktuell und hoffentlich auch in der Zukunft, immer wieder mit enormen Änderungen der regulatorischen Anforderungen zu tun. Mit der Cloud können wir unseren Kunden die neuen Funktionalitäten deutlich besser und komfortabler zur Verfügung stellen und ihnen so ermöglichen, die regulatorischen Anforderungen schneller zu erfüllen. Das ist ein Vorteil für uns und vor allem für unsere Kunden.
von Heymann: Und was man auch nicht vergessen darf: Das ist auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein ganz wichtiges Thema. Die freuen sich, etwas Neues auszuprobieren. Und das geht im Cloud-Umfeld deutlich leichter, weil sie einfach auf Infrastruktur und Services zurückgreifen können, die da sind. Deshalb ist es auch so spannend für uns, uns „towards cloudnative“ zu entwickeln, wie anfangs schon gesagt. Und wer weiß, vielleicht entstehen dadurch auch für uns noch völlig neue Geschäftsmodelle.
"Das klingt nach einem guten Schlusswort. Vielen Dank euch allen für das interessante Gespräch."
Innovativ und etabliert – die Softwarelösungen von msg for banking
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