Design Sprint „Plattform Pricing“ – Eine Reise ins Ungewisse? (NEWS 01/2023)
Oder doch ein neuer Weg für die nutzerzentrierte Lösungsentwicklung? Die Autoren berichten über einen erfolgreichen Design Sprint zur Entwicklung des Prototyps „Plattform Pricing“ in nur einer Woche.
Herausforderung „neue Standardsoftwarekomponenten“
Neue Standardsoftwarekomponenten entstehen häufig, weil Kunden Erweiterungen an von ihnen genutzter Bestandssoftware wünschen. Die Hersteller greifen diese auf, bewerten Machbarkeit und Aufwand, schreiben Konzepte und stellen die so entstandene Lösung als Produkterweiterung zur Verfügung. Auf den ersten Blick scheint das effizient.
Doch es gibt einen entscheidenden Nachteil: Die Kunden werden in den Konzeptions- und Entwicklungsprozess üblicherweise nicht intensiv einbezogen. Eine regelmäßige Überprüfung, ob die angedachte Lösung den erwarteten Value aus Sicht des Kunden überhaupt schafft, ist im Standardentwicklungsprozess nicht vorgesehen. Daher kann es schnell passieren, dass fertige Lösungen aus Kundensicht doch „nicht ganz zu den Erwartungen“ passen oder das „eigentliche Problem nicht lösen“ können. Die Folge: Es muss nachgearbeitet und nachgeschärft werden.
Neue Wege: Die nutzerzentrierte Lösungsentwicklung
Wir wollten bei der Umsetzung unserer Lösung einen neuen Weg einschlagen: Die nutzerzentrierte Lösungsentwicklung im Format eines Design Sprints.
Folgende Ausgangslage war in unserem Projekt gegeben: Das Team von msg for banking hat aus Projekterfahrungen und durch Gespräche mit Kunden den Bedarf identifiziert, Preisstrategien operativ gestalten zu können: Aus diesem Input entwickelte sich die Idee einer „Plattform Pricing“. Das positive Voting im msg- for-banking-internen Innovationsprozess gab schließlich den letzten Anstoß, die Idee einer „Plattform Pricing“ aktiv zu bearbeiten.
Zur Durchführung hat sich das Team für das Format „Design Sprint“ entschieden – ein Workshopformat für die Entwicklung digitaler Produkte und Services, das konsequent die User in den Mittelpunkt stellt und an dessen Ende (nach nur einer Woche) ein Prototyp sowie Feedback aus den Nutzertests stehen. Die professionelle Begleitung des Design Sprints übernahm mit Jens Brünink ein Experte, der über langjährige Erfahrungen sowohl als Design-Thinking-Coach als auch als Workshop Facilitator und Moderator verfügt.
Im nächsten Schritt wurden Annahmen über Bedarfe, Mehrwerte und benötigte Features entwickelt, und zwar dass die Plattform
- Transparenz über Einflussfaktoren auf die individuelle Preisstrategie geben,
- den eigenen Marktzugang, Informationen über den relevanten Wettbewerb und das individuelle Kundenverhalten einbeziehen und
- das operative Steuerungsinstrument für den „Preismanager“ bilden soll.
Um diese Annahmen zu überprüfen und gleichzeitig den Lösungsansatz auszugestalten, wurden die User der Software mit in den Prozess einbezogen.
Ein ambitioniertes Ziel und eine intensive Woche
Bei der Zusammenstellung des Design-Sprint-Teams von msg for banking wurden ganz bewusst möglichst viele Disziplinen einbezogen: vom Consulting über Sales und Entwicklung bis hin zum Business Development. Außerdem flossen in den Workshop die Ergebnisse aus Interviews mit Banking-Experten der msg und Usern aus Sparkassen, Landesbanken und Genossenschaftsbanken ein. Auf Basis dieser umfangreichen Erfahrungen und Erkenntnisse formulierte das Team sowohl ein langfristiges Ziel, also die Produktvision der „Plattfom Pricing“, als auch konkrete Sprintfragen, nämlich welches Ergebnis am Ende der Woche mit dem Prototyp-Test erzielt werden soll. Das so ermittelte Ziel am Anfang der Sprintwoche war ambitioniert:
msg for banking bietet mit der Plattform Pricing den Marktstandard für datengetriebenes Preismanagement
Im Verlauf des Design Sprints haben alle Beteiligten immer wieder konsequent überprüft, ob der eingeschlagene Weg noch die Anforderungen der Nutzer erfüllt. Dabei oblag es insbesondere dem Moderator, über geeignete Fragen zur Orientierung die Gruppe auf Kurs zu halten.
Nachdem ab Mitte der Sprintwoche Umfang und fachliche Inhalte fixiert waren, wurden alle Aktivitäten konsequent auf den Prototypen ausgerichtet. Als Prototyping-Tool kam FIGMA zum Einsatz; ein entsprechender Experte war Mitglied des Teams. Einen Tag lang, bis in den späten Abend hinein, trug das Sprintteam aus unterschiedlichen Quellen Daten, grafische Elemente, Ideen zu Workflows zusammen und entwickelte daraus eine erste klickbare Anwendung. Parallel dazu bereitete ein Teil des Teams die Testsituation vor und hatte dazu
„Preismanagerinnen und Preismanager“ verschiedener Banken und Sparkassen eingeladen. Der krönende Abschluss fand am Freitagvormittag statt, als der fertige Prototyp von den Testerinnen und Testern live erprobt wurde. Das daraus erfolgte Feedback floss direkt in die Arbeit des Sprintteams ein.
Ein kurzes Fazit: „Was für eine Woche!“
In der Abschlussrunde kommentierten die Sprintteammitglieder die zurückliegenden Tage in einem crossfunktionalen Team mit Fokus auf einem einzigen Thema im (noch) ungewöhnlichen Format Design Sprint, mit den Worten: Was für eine Woche! Das absolute Highlight dieses Experiments aber waren die Kunden, die sich zu Beginn und am Ende der Woche als Experten eingebracht und mit dem Team von msg for banking dieses Experiment gewagt hatten. Eine Wiederholung gilt als sicher!
Infobox "Design Sprint"
Ein Design Sprint ist ein Workshopformat für die Entwicklung digitaler Produkte und Services. Die Methode wurde bei Google Ventures entwickelt und 2010 von Jake Knapp beschrieben (Sprint – how to solve big problems and test new ideas in just five days).
Design Sprints nutzen Methoden und Tools aus der nutzerzentrierten Lösungsentwicklung/Design Thinking und geben einen festen Rahmen und Ablauf vor, an dem sich ein Team für die Lösung einer Problemstellung orientiert.
In kürzester Zeit wird ein spezifisches Problem erörtert, eine Lösung dafür skizziert, prototypisiert und im Anschluss getestet. Hierfür kommen alle relevanten Kompetenzen, wie Produktverantwortliche, Stakeholder und Fachexperten, für fünf Tage an einem Ort zusammen und arbeiten fokussiert gemeinsam (neuere Interpretation des Frameworks, Design Sprint 2.0, ermöglicht dies in nur vier Tagen).
Ergebnisse eines Design Sprints sind die Erkenntnisse aus den Nutzertests, aus denen entsprechende Rückschlüsse für die Produktidee gezogen werden: Prototyp validieren (Idee/Ansatz ist gut), die Idee anpassen (Problemstellung ist verstanden, jedoch der Lösungsansatz passt nicht) oder die Idee verwerfen (keine Relevanz für die Nutzergruppe).
In jedem Fall werden so in kürzester Zeit Entscheidungen getroffen, die Zeit und Geld in der Produktentwicklung sparen.


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