Effiziente Umsetzung von Instant Payments (NEWS 01/2023)
Dieser Artikel skizziert, welche Anforderungen Instant Payments – also elektronische Massenzahlungen in Euro, die dem Konto des Zahlungsempfängers in Echtzeit gutgeschrieben werden und über die der Zahler innerhalb weniger Sekunden eine Bestätigung erhält – erfüllen muss und wie diese in einem etablierten Kernbankensystem umgesetzt werden können.
Anforderung an Instant Payment
Bereits seit dem Jahr 1999 gibt es innerhalb des Bank-to-Bank-Geschäfts Bruttoabwicklungssysteme in Echtzeit: TARGET und dessen Nachfolger TARGET2.
Sie dienten vor allem dazu, Salden zwischen den verschiedenen europäischen Zentralbanken in Echtzeit auszugleichen, und waren daher für den Allgemeingebrauch beim Endkunden nicht verfügbar.1
Seit November 2017 sind, basierend auf dem ISO-Standard 20022, Echtzeitüberweisungen vom Europäischen Zahlungsverkehrsausschuss (EPC) zugelassen. Um sicherzustellen, dass Instant Payments sicher und geschützt sind, müssen sie mehrere Anforderungen erfüllen, die von Land zu Land unterschiedlich sein können. Es gibt jedoch einige gemeinsame Anforderungen, die europaweit umgesetzt werden und somit als allgemeingültig erscheinen.
Mit Blick auf eine effiziente technische Umsetzung von Instant Payment spielen vor allem Punkt zwei und Punkt fünf eine besondere Rolle. Hier muss der Spagat geschafft werden, einem vorhandenen Zahlungsverkehrssystem, das auf dem alten Batchverfahren (Bearbeitungszeit von mehreren Tagen) basiert, ein neues System hinzuzufügen, das schneller und robuster sein und gleichzeitig neben dem ursprünglichen System existieren muss.
Aus Entwicklungssicht heißt das, dass ein bereits existierendes etabliertes Kernbankensystem, das auf ältere Standards ausgerichtet ist, nun zusätzlich neuen technischen Anforderungen entsprechen muss, ohne die alten Standards zu verlieren.
Wie dieser Spagat effizient gemeistert werden kann, wird im Folgenden genauer beschrieben.
Verarbeitungsprozess einer Echtzeitzahlung
Bevor die genaue technisch effiziente Umsetzung von Instant Payment beschrieben wird, muss zunächst ein tieferer Blick auf den technischen Verarbeitungsprozess einer Echtzeitzahlung gelegt werden. Dieser gliedert sich in folgende Schritte:
Effiziente Umsetzung von Instant Payment
Nachfolgend wird anhand der praktischen Umsetzung in einem Kundenprojekt skizziert, wie eine effiziente Umsetzung eines Instant-Payment-Zahlungsverarbeitungssystems innerhalb der etablierten Kernarchitektur aussehen kann.
Vor dem Etablieren der neuen Instant-Payment-Anforderungen standen generell die Fragen im Fokus, wie die Kriterien Schnelligkeit und Beständigkeit erfüllt werden können, ohne dabei das bereits vorhandene Kernsystem zu stören.
Entstanden ist eine Zwischenlösung zwischen komplettem Neuaufbau eines eigenen Instant-Payment- Zahlungsverarbeitungssystems und dem direkten Implementieren in die Umgebung des Kernbanken- systems: eine vom Core abgesonderte Umgebung, die jedoch zu bestimmten Zwecken auf das Kernsystem zugreift. Sie dient dazu, bei der Entwicklung Res- sourcen und Zeit zu sparen, ohne dabei die Kernfunktionen des bereits vorhandenen Systems ungenutzt zu lassen.
Der Verarbeitungsprozess einer Zahlung wird dabei wie folgt beschleunigt: Eine als Instant Payment gekennzeichnete Zahlung wird entgegengenommen, die fachlichen und die Compliance-Prüfungen (die früher im Core-System durchgeführt wurden) werden auf das Wesentliche reduziert durchgeführt und die Zahlung dann entweder bestätigt oder abgelehnt. Somit wird einerseits die Sicherheit der Zahlung gewährleistet und andererseits die Geschwindigkeit erhöht, mit der die Zahlung verarbeitet wird.
Im nächsten Schritt wird die Zahlung (noch immer in der neuen Umgebung) für wenige Millisekunden in eine hochverfügbare und horizontal skalierbare Datenbank abgelegt, in der die Informationen für das Kernsystem ausgelesen und an ebenjenes zur weiteren Verarbeitung, wie das Bebuchen des Kontos, übergeben werden.
Fazit
Diese Lösung zur Umsetzung von neuen Instant-Payment-Anforderungen innerhalb eines älteren Kernbankensystems bietet einen effizienten Weg zwischen Neuentwicklung und der problematischeren Einbindung in das Kernsystem. Jedoch muss auch beachtet werden, dass zum aktuellen Zeitpunkt zwar die Bestätigung beziehungsweise Ablehnung einer Zahlung in Sekundenschnelle geschieht, das eigentliche Buchen aber im Moment noch verlangsamt ist. Hier besteht – um dem Kunden ein komplett effizientes Instant-Payment-Erlebnis bieten zu können – in Zukunft noch Optimierungsbedarf.
Hinzu kommt, dass beim Thema Beständigkeit beziehungsweise Hochverfügbarkeit nicht nur das Zahlungssystem betrachtet werden darf. Zwar ist es hilfreich, wenn der Zahlungsverkehr in Sekunden- schnelle verarbeitet wird, allerdings müssen dann auch alle angebundenen Systeme (wie etwa das Onlinebanking) ebenfalls stets hochverfügbar sein, um die Vorteile von Instant Payment auch tatsächlich nutzen zu können.
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